Archäologen in Ägypten haben die Ausgrabung eines 4.500 Jahre alten Taltempels abgeschlossen, der mit einem riesigen Sonnentempel verbunden ist, der dem Gott Ra gewidmet ist, und dabei einen hochentwickelten religiösen Komplex freigelegt, der während der Herrschaft des Pharaos Niuserre erbaut wurde. Die Stätte in Abu Ghurab, etwa 10 Meilen südwestlich von Kairo, bietet neue Einblicke in den altägyptischen Gottesdienst und das tägliche Leben.
Valley und Upper Temples verbunden
Der neu ausgegrabene Taltempel diente als Hauptzugangspunkt für den größeren Sonnentempel, zu dem auch ein zuvor ausgegrabener Obertempel gehört. Die beiden Bauwerke waren durch einen Damm verbunden, so dass sich Prozessionen und Gläubige zwischen ihnen bewegen konnten. Die Lage des Taltempels in der Nähe des Nils lässt darauf schließen, dass er als Anlegestelle für Boote diente und religiöse Zeremonien und den Zugang zum höher gelegenen Obertempel ermöglichte.
Nach einem Jahrhundert wiederentdeckt
Die ersten Ausgrabungen des deutschen Ägyptologen Ludwig Borchardt im Jahr 1901 wurden aufgrund des hohen Grundwasserspiegels abgebrochen. Moderne Teams, die seit 2024 arbeiten, haben es geschafft, die Hälfte des Taltempels freizulegen, da der Wasserstand gesunken ist. Diese erneute Anstrengung brachte bedeutende Entdeckungen hervor, darunter einen Säulenportikus am Eingang, Inschriftenblöcke mit Einzelheiten zu religiösen Ereignissen und Überreste aus der Herrschaft des Pharaos Niuserre (ca. 2420 v. Chr. bis 2389 v. Chr.).
Öffentlicher Kalender und astronomische Beobachtungen
Einer der auffälligsten Funde ist ein in Steinblöcke gemeißelter öffentlicher Kalender. Die Inschriften beschreiben Feste für Götter wie Sokar und Min sowie Prozessionen für Ra. Dies deutet darauf hin, dass der Tempelkomplex eine zentrale Rolle bei der Regulierung des religiösen Lebens spielte, da der Kalender öffentlich an der Tempelfassade ausgestellt ist. Das Dach des Taltempels wurde offenbar für astronomische Beobachtungen genutzt, was darauf hindeutet, dass die alten Ägypter religiöse Praktiken mit wissenschaftlichen Studien verbanden.
Vom Ritual zur Residenz
Nach rund einem Jahrhundert Nutzung wurde der Taltempel als Wohngebiet umfunktioniert. Archäologen entdeckten Beweise für diese Verschiebung in Form von hölzernen Spielfiguren für „Senet“, ein damals beliebtes Brettspiel. Dieser Übergang verdeutlicht, wie sich heilige Räume im Laufe der Zeit anpassen konnten und in das tägliche Leben integriert werden, anstatt streng zeremoniell zu bleiben.
Die Freilegung dieses Komplexes bietet einen seltenen Einblick in die praktischen Aspekte der altägyptischen Religion, einschließlich der Art und Weise, wie der Gottesdienst organisiert, zugänglich und schließlich in die breitere Gemeinschaft integriert wurde. Die Entdeckungen in Abu Ghurab bestätigen, dass der Taltempel nicht nur eine religiöse Stätte, sondern ein funktionaler Teil des antiken Lebens war.
























